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Samstag, 16. Juni 2007

Mingadaheon

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Mingadaheon
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Seoul ist eine Stadt, in der man fuer 3.000 Won (nicht einmal 3 Euro) eine vollstaendige, nahrhafte, saettigende Mahlzeit bekommen kann.
Seoul ist aber auch eine Stadt, in der nicht erst seit neuestem - aber seit neuestem sehr verstaerkt - der Feinschmecker einiges Geld in mehr als gepflegtem Ambiente loswerden kann.
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Wo
Dies vorausgeschickt, ist die Empfehlung des Monats und darueber hinaus das Mingadaheon - auf Englisch auf Min's Club genannt. Untergebracht etwas versteckt am oestlichen Ende Insadongs - den Unhyeon-Palast einen Steinwurf entfernt, den Tempel der Cheondogyo im Ruecken, steht das Mingadaheon seit mehr als 70 Jahren fuer zurueckhaltenden aber fesselnden Charme.
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Wie
In einem Anwesen, das vom beruehmtesten koreanischen Architekten in der japanischen Kolonialzeit fuer einen Angehoerigen der letzten Kaiserin gebaut wurde, versucht man koreanische Eleganz mit dem Charme der fruehen Moderne eines kolonialisierten Landes zu verbinden.

Grammophon, Polstersessel und Fotos schaffen - klischeehaft wie sie sein moegen - zur Ueberraschung doch den schmalen Grat zwischen kitschiger Nostalgie und Historie zu wandeln ohne auf erstere Seite abzustuerzen. Hierfuer sorgen viele schoene Details, vor allem aber das aufgeraeumte und stilvolle Setting - so lebte man nun einmal als Adliger vor 80 Jahren.
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Was
Fusionkueche - und wenn ich das sage, dann meine ich es ausnahmsweise einmal nicht negativ.
Es werden hauptsaechlich typische Gerichte der internationalen Kueche angeboten. Was also ist der Sinn dies in einem traditionellen Anwesen mit solcher Geschichte zu tun?
Berechtigte Frage, die sich jedoch erledigt, nachdem man den ersten Bissen der unpraetentioesen Gedichte zu sich genommen hat.
Die sautierten Pilze sind zwar auf der Karte europaeisch, doch es werden westliche mit koreanischen Pilzen kombiniert, die Kraeutergraeserhaube schliesslich ist 100% einheimisch.
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Weiter geht es mit Spargel - nicht gerade typisch fuer Korea, wenn er jedoch in einer luftig leichten, sehr fein texturierten Reisbreicreme zu noch groesserer Zaerte reift, ist man ueberzeugt, dass Fusion nicht nur heisst "Wir hatten nichts anderes da".
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Der Lachs auf Reisbett schliesslich ueberzeugt mit koreanischem, aber nur dezent wuerziger Sauce und Rundkornreisbett - ungewohnt und lecker.
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Die Vanilleeiscreme mit Bananenpfannkuchen und Karamell schliesslich hoert sich nach Standard an - ist es aber natuerlich nicht, denn der feine Bananengeschmack ist abgerundet mit typisch koreanischem Geschmack, den man sonst vor allem aus Yakgwa, aber auch aus Zimtpunsch und aehnlichen koreanischen Desserts kennt.
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Kurzgefasst, wer also die europaeische Kueche kreuz und quer durch hat und meist nur noch gelangweilt ist davon - so wie ich - wird hier eine ganz spezielle Note finden, die sich insbesondere auf den zweiten Blick entfaltet und sich erfreulicherweise konsequent durch das Menue zieht - thematische Verbindung verschiedener Gaenge ist etwas, was man nur selten geflueckt findet. Hier schon.
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Wieviel
Fuer dieses Geschmackserlebnis, die aeussert zuvorkommene Bedienung, das wunderbare gemuetliche und doch stilvolle Ambiente, den Blick auf Bambushain oder Steingarten und den frischen Gruenen Tee auf der Terrasse inklusive Voegelgezwitscher in der 12-Millionen-Metropole muss man schon ein wenig investieren - wem jedoch ein Ausflug aus der Alltagskueche etwas wert ist, dem sei das Min's ans Herz gelegt.
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Und sei es nur fuer die erschwinglichen Reiskuchen-und-Fruchtsaft-Specials zur Kaffeezeit.
Snacks gibt es also ab 10.000 Won, ein Abendessen ist ab ca. 25.000 Won zu haben. Ein Menue wie oben beschrieben ab ca. 40.000 Won aufwaerts.
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