[Willkommen auf SeoulDotGom]

Willkommen auf SeoulDotGom, dem deutschsprachigen Blog über Seoul und das, was diese einzigartige Metropole aus Beton, Glas und Bäumen ausmacht.

Dieser Blog ist Teil des "Gomdorimperiums", einer Sammlung meiner thematisch geordneten, koreabezogenen Blogs. Viel Spaß beim Durchstöbern!

Freitag, 5. Februar 2010

Die schöne Mär vom Moloch

SpiegelOnline hat sich Mal wieder vorgewagt uns Korea zu erklären. Für den Versuch heißt es wie immer zu danken, sind doch auch viele richtige Beobachtungen drin. Zudem ist die bloße Präsentation Seouls als existent auf der meistgelesenen Seite Deutschlands schon positiv. Allerdings nicht, wenn man wieder einmal erlebt, dass der Autor keine Ahnung von der Stadt hat, bzw. auf seiner Recherche-Reise nur die üblichen Dinge gezeigt bekommen hat. Ich werde einfach Mal auf den Originaltext ein paar Dinge kommentieren. Natürlich bin ich als Berater der Stadt Seoul ein wenig voreingenommen (hust), das möchte ich gar nicht verschweigen.
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/ ACHTUNG ZYNISMUS /
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Grün, grüner, Seoul
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22 Millionen Menschen leben in Seoul - jahrzehntelang ein Moloch, grau und voller Autos. Doch Stadtplaner entwickeln hier für viel Geld die Metropole der Zukunft: grün, lebensfroh und mit großen Träumen.
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Erst einmal leben nicht 22 Millionen Menschen in Seoul. In Seoul leben etwas mehr als 10 Millionen Menschen, drumrum in der Provinz Gyeonggi findet man vielleicht die anderen 12 Millionen, in gut organisierten, gut geplanten Städten mit neuester Infrastruktur und guter Luftqualität.
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Kann der Westen in Südkorea lernen, wie der Öko-Umbau einer Megacity funktioniert?
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Nein kann er nicht, denn Seoul hat eine ganz andere Entstehungsgeschichte und Bausubstanz als europäische Städte. Zudem gibt es in ganz Europa keine Stadt, die so groß ist wie Seoul. Gleiches gilt für die USA. Wenn mit westlich auch noch Mexiko-Stadt und Rio de Janeiro gemeint sind: Nein, diese Städte können nicht davon lernen, weil sie in einem ganz anderen Entwicklungsstadium sind und solche Projekte gar nicht stemmen können. Punkt.
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Wie ein Revolutionär oder Weltverbesserer tritt Kim Ki Ho nicht gerade auf. Der angegraute Hochschulprofessor aus Seoul lächelt viel, während er redet. Jackett und Schlips sitzen korrekt, der Scheitel auch. Er spricht mit leiser Stimme und wirbt geduldig für seine Ideen. Aber was er sagt, ist geradezu umstürzlerisch. "Zu Fuß gehen ist ein Gefühl von Freiheit", sagt Kim. Und weil das Leben in Seoul mit Freiheit "nichts zu tun hat", geht der Hochschullehrer in die Offensive. Er will seine Stadt, diesen Moloch aus Asphalt, Autos und Abgasen, wieder menschlich machen.
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Wie schön. Diese alten Professoren, die immer ihren deutschen Kleinstadtzeiten nachtrauern. Dafür, dass es hier keine Freiheit gibt, scheint sein Professorengehalt wohl genug Anreiz gewesen zu sein, inmitten des Molochs zu arbeiten.
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Kim will eine freie und Fußgängerstadt Seoul. Ein wahrlich umwälzender Plan.
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Man kann am Hangang schon jetzt 60 Kilometer wandern ohne einmal anhalten zu müssen. Fußgängerzonen? Myeong-dong, Insa-dong, Mok-dong etc. Allein Myeong-dong ist glaube ich eine größere Fußgängerzone als sie die meisten europäischen Städte vorweisen können. Einkaufsqualität hat nichts mit Fußgängervorrecht zu tun. Kudamm und Koe sind ist auch schöne Einkaufsstraßen.
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Das Wort des 57-Jährigen hat Gewicht. Der Professor für Stadt- und Raumplanung an der Universität Seoul ist eine Art graue Eminenz.
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Ah da isses wieder. Eine Stadt mit "22 Millionen" Einwohnern und nur eine einzige Uni! Kein Wunder, dass da die Probleme groß sind. Ich gehe Mal davon aus, dass er Prof. an der Seouler Nationaluniversität ist. Übrigens von allen Unis, die ich bisher weltweit gesehen habe, mit Abstand die mit dem weitläufigsten und grünsten Campus überhaupt.
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Er hat in Aachen Architektur und Stadtentwicklung studiert, er ist international gefragter Experte in seinem Fach, und er entwirft in einer Planungskommission im Rathaus Visionen fürs Überleben in der Megastadt. Und er hat es geschafft, Gehör zu finden. Die Metropole mit mehr als 22 Millionen Menschen erstickt fast an ihrem Wachstum, doch dieses Jahr präsentiert sie sich als Vorbild für einen Richtungswechsel. Als "Welt-Designhauptstadt", die zweite nach Turin 2008, will sie ein Modell und das "Innovationszentrum der Zukunft" sein. Seoul soll schöner und grüner werden und Design als Schlüssel dafür dienen. Nicht immer neue Glitzerfassaden sind gefragt, sondern Fußgängerboulevards und verkehrsberuhigte Zonen. Ein Experiment, das wegweisend für andere Megacitys von Jakarta bis Mexico City sein könnte.
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Ah, da haben wir die Megastädte des Westens, Jakarta und Mexiko-Stadt. Indonesien hat übrigens trotz Bodenschätzen ein Pro-Kopf-Einkommen von fast genau einem Zehntel Koreas. Ist natürlich genau der richtige Vergleich!

Der Richtungswechsel ist für Seoul dringend geboten. Fast die Hälfte der 48,5 Millionen Südkoreaner lebt inzwischen hier, in einem der größten Ballungszentren der Welt. Der Takt in dem brodelnden Kessel wird bestimmt von einem immergleichen Puls aus nimmermüder Betriebsamkeit und hektischem Lärm, vom frühen Morgen bis in die tiefe Nacht.
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Ja, das nennt sich wirtschaftliches Zentrum und ist wie ich gehört habe auch in anderen Städten weltweit nicht anders. Das kann man natürlich im Ladenschlussparadies nicht nachvollziehen. Und auch die Behauptung, dass die Hälfte Koreas in Seoul wohne, wird nicht richtiger durch Wiederholung. Es gibt Menschen, die von den Vorstädten nach Seoul reinpendeln, es gibt die Gegenbewegung. Man kann einfach nicht ganz Gyeonggi-do nach Seoul eingemeinden.
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Seoul ist Verkehr, Seoul ist Verdrängungswettbewerb. Fahrzeuge gegen Fußgänger. Mehr als 2,5 Millionen Autos sind allein in der Hauptstadt registriert, Zigtausende Busse und kaum noch zu zählende Motorräder und Roller bewegen die Menschenmassen durch die Stadt. "Das Leben hier ist ein Kampf", sagt die junge Politikwissenschaftlerin Kang Bo Ra. "Eine Stunde Spazierengehen ist wie eine Packung Zigaretten rauchen", sagt Stadtentwicklungsforscher Bahk Hyun Chan.
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Gute Kommentare eingefangen. Da freut man sich als Journalist, ich weiß das. Übrigens sind zigtausende Busse nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen. Wäre es besser, wenn die zigtausenden Busse nur ein paar hundert wären und die Leute sich zu vierzigt an einen Laster hängen wie in Indien?
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"Bummeln ist ein sehr schönes Wort, das es in vielen Sprachen so eigentlich nicht gibt", sagt Experte Kim. "Schon gar nicht auf Koreanisch."
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Ja, da gibts viele Wörter, die es in anderen Sprachen nicht gibt. Zum Beispiel Pungnyu als Begriff für lockeres Leben, in Einklang mit Natur, Kunst und Genuss.
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Der Uni-Professor will deshalb die letzten noch nicht wegsanierten Altstadtviertel unbedingt erhalten. Nicht nur wegen ihrer mehr als 600 Jahre alten Geschichte, sondern auch wegen der alten, nicht massenverkehrstauglichen Gassen. Er möchte außerdem mehr und bessere Fußwege, Zebrastreifen, Einbahnstraßen, Fußgängerzonen, Fahrradwege.
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Ist nichts gegen einzuwenden. Die 600 Jahre alte Geschichte ist aber auch so eine Sache; die meisten der Viertel, die einfach so wegsaniert werden, wie auch hier in Gongdeok, sind Flüchtlingsviertel aus den 60er und 70er Jahren, an denen bis heute nichts gemacht wurde; wenig erhaltenswert. Anders sieht es bei Vierteln wie Seochon oder Bukchon aus. Möchte Mal sehen, was dir ein Brasilianer sagt, wenn ein Professor sagt, dass die Favelas doch so niedlich sind, weil da keine großen Autos reinkönnen.
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Basisdemokratie bis heute ein Fremdwort.
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Ja, Computer ist auch bis heute ein Fremdwort, aber benutzen tut man sie trotzdem. Wie gut, dass wir in Deutschland alles basisdemokratisch regeln. Und dass wir basisdemokratische Entscheidungen wie in der Schweiz bedingungslos gutheißen. Gut, dass wir auch nicht sehen, dass es in Korea wahrscheinlich ähnlich viele Volksabstimmungen gibt wie in Deutschland und vor allem auf höherer Ebene. Selbst innerparteiliche Basisdemokratie auf Parteitagen eignet sich zumindest als kontroverses Diskussionsthema; immerhin gibt es in Korea verschiedene Kandidaten zur Auswahl und auch ein Präsidentschaftskandidat wird nicht in Hinterzimmern ausgeklüngelt.
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Professor Kim steht an der Spitze der Bürgerinitiative Dosi Yondae, was so viel bedeutet wie "Union für eine fußgängerfreundliche Stadt".
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Nein, heißt es nicht. Es heißt "Union für die Stadt" oder "Stadtunion". Und die richtige Romanisierung für den Begriff lautet "Dosi Yeondae". Da haben wir Mal wieder vorgeführt bekommen, warum eine Abschaffung der diakritischen Zeichen in der Umschrift besser ist, aber ein Wirrwarr und die gemeinsame Verwendung zu nichts Gutem führt.

Das ist an sich schon bemerkenswert für Korea, wo bis Ende der Achtziger noch die Militärs politisch den Ton angaben und Basisdemokratie bis heute ein Fremdwort ist.
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Oh Nein, es gibt NGOs in Korea! Übrigens nicht nur für Städte, sondern für jedes erdenkliche Thema.
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Dass er aber auch noch das offene Ohr von Bürgermeister Oh Se Hoon, 49, gefunden und dieser Seoul eine Art ökologische Schönheits-OP verordnet hat, ist überraschend.
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Ist überhaupt nicht überraschend und der Spiegel-Autor verrät sogar am Schluss warum: Oh ist Umweltrechtler und selbst Aktivist gewesen; es war klar, dass das sein Hauptthema ist. Er hat damit Wahlkampf gemacht. Überraschend ist vielleicht, dass er seine Versprechen gehalten hat.
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"Wir müssen eine neue Balance finden", sagt Oh. Die Stadt soll wieder zu einem "harmonischen Raum" für Arbeit, Menschen und Natur werden. Viel zu lange sei die Umwelt den wirtschaftlichen Interessen geopfert worden. Nun stehe man an einem "bedeutsamen Wendepunkt".
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Stimmt auch.
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Oh spricht gern von seiner Vision für Seoul als "soft city", in der die Kreativwirtschaft zuhause ist, Kultur und Stadtentwicklung eine neue Rolle spielen und Menschen nicht nur zum Arbeiten leben. Er ist überzeugt: "Design hat die Kraft, die Welt besser zu machen." Deshalb krempelt er die Stadt um.
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Man hätte vielleicht im ganzen Artikel nur Oh sprechen lassen sollen, schon der dritte Absatz ohne Einwände meinerseits.
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Designzentrum mit Grünflächen

Auf dem rund 85.000 Quadratmeter großen Gelände des früheren Dongdaemun-Baseballstadions, das umgeben war von Hunderten kleiner Schneidereien und Wäschestuben, soll für mindestens 250 Millionen Dollar ein hochmodernes Zentrum für Mode und Design entstehen. Herzstück wird ein raumschiffähnliches Monstrum aus Stahl und Glas mit Kongress- und Veranstaltungssälen, Modeschulen und Ausstellungsflächen, das die britische Stararchitektin Zaha Hadid entworfen hat.
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Das Monstrum ist wie jedes andere moderne Gebäude der Welt aus Stahl und Glas, vor allem aber ist es mit Grünflächen überwachsen, fügt sich in die Umgebung ein, hebt Gegensätze zwischen innen und außen, oben und unten auf.
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Ein weiteres Herzstück wird ein großer Park, der die schier endlosen Autoströme aus dem Zentrum zurückdrängen soll. Für Südkoreas bislang rücksichtslos prosperierende Metropole sind das ganz und gar neue Perspektiven.
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Wie, was, wo? Welcher ist gemeint? Yongsan?
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Mangels Raum wuchs Seoul bislang statt in die Breite vor allem in die Höhe, in spargelförmigen, tristen Wohntürmen, dicht an dicht: ein Stadt gewordener Alptraum aus Glas, Stahl und Beton.
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Trist sind die Wohntürme, das ewig gleiche Design auch, keine Frage. Dicht an dicht sind sie teilweise gebaut; die größeren Komplexe hingegen liegen in riesigen gepflegten Grünanlagen. Ob Seoul ein Alptraum ist, wage ich zu bezweifeln. Wie gut, dass eine Stadt nicht nur aus der Summe ihrer Gebäude besteht. Da kann man Altstädte noch so schön pflegen, wenn die Substanz und Struktur nicht stimmt, ist eine Stadt ein echter Alptraum.

Aber sie wuchs auch nach unten.

Zum Dinner in die Unterwelt

Seoul - das sind praktisch zwei Städte: jene über der Erde, aber auch eine schillernde Unterwelt. Wo immer ein Abstieg unter die Erde möglich ist, an Zugängen zum weit verzweigten U-Bahnsystem zum Beispiel, verbinden lange Einkaufspassagen die Bahnhöfe. Unter riesigen Straßenkreuzungen, in Unterführungen, aber auch unter Bürohäusern oder Hotels gibt es quirlige traditionelle Märkte und blühende Dienstleistungszentren.
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Ja, das nennt sich intelligente und praktische Wegeplanung und ermöglicht schnelle Verbindungen. Wenn es etwas gibt, was Seoul nicht aufgeben darf, dann dieses praktische System.
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Fitnessstudios, Clubs oder Restaurants wie das beliebte "Hofbräuhaus" im Büro- und Amüsierviertel Gangnam locken oberirdisch oft nur mit einer schmalen Tür, dahinter beginnt der Abstieg.
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Oh mein Gott! Clubs im Keller! Eine Weltneuheit. Ein Alptraum. Und Restaurants in Kellern; ich bin für die sofortige Schließung aller Ratskeller, Weinstuben
und nicht zuletzt...ähm...z.B. Bierkeller wie den Bürgerbräukeller. Da werden sowieso nur böse Dinge wie Hitler-Putsche veranstaltet. Wirklich, diese verrückten Asiaten, bauen einfach unter der Erde weiter!

Und ansonsten: Gibts das Hofbräuhaus noch? Hat das nicht längst zugemacht? So beliebt kann es wohl nicht gewesen sein.
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Bürgermeister Oh mag nicht, wenn sein Berater Kim von einer "Verdrängung der Fußgänger unter die Erde" spricht. Für Oh hatte die "unterirdische Stadtplanung" einen ganz eigenen Stellenwert: "Wir mussten unseren Platz hundertprozentig ausnutzen." Doch das war gestern.

Heute ist alles anders. Wettbewerbsfähigkeit ist wichtiger denn je, glaubt Oh, "aber nur eine Stadt, in der man gern leben möchte, ist auch eine Stadt, in der man gern investieren möchte".
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Richtig Herr Oh, auch wenn die Plattitüden langsam weh tun. Ein geborener Politiker eben unser Bürgermeister.
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Oh ist ein Dauerlächler, der immer nett wirkt und wegen seines jungenhaften Charmes gut ankommt. Für seinen Masterplan suchte der Jurist Nachhilfe in Europa. Er war in Mailand, Brüssel oder Graz, er informierte sich auch in Hamburg über die neue Hafencity.
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Eine Weltmetropole sucht sich keine Nachhilfe, man besucht andere Städte, um Beziehungen aufzubauen, auszubauen und sich zu informieren. Das nennt sich übrigens voneinander lernen und steht im Widerspruch zu den obigen Abschnitten, wo von Seoul als Modell geredet wird. Korea exportiert sein U-Bahn-System und Deutschland seine Straßenbahnen, so traegt jeder seinen Teil bei.

Wieder zu Hause stellte er fest, dass sich auch das Bewusstsein seiner Landsleute verändert hat. "Unsere Menschen wollen endlich Freizeit genießen und sich wohl fühlen können", glaubt er.
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Glaubt er nicht nur, ist so. Und festgestellt hat er das auch vor seiner Europareise, von der er mit prallen Auftragsbüchern für die Stadt zurückkam.
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Oh steht am Fenster im Rathaus und schaut hinab auf eine riesige Rasenfläche, der die Beamten eine für Seouler Verhältnisse geradezu gespenstische Ruhe genießen lässt.
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Zumindestens Deutsch sollte man doch können, wenn man für Spiegel Online schreibt (meine neidische Gehässigkeit auf die Position bei Spiegel Online ist beabsichtigt)
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Es ist noch gar nicht lange her, da lag die Stadtverwaltung noch an einer der schlimmsten Verkehrsinseln der Stadt. Sechs mehrspurige Hauptstraßen aus allen Himmelsrichtungen trafen sich hier zu einer sternförmigen Riesenkreuzung und umnebelten den Jahrhunderte alten Königspalast Deoksu schräg gegenüber mit einer Dauerwolke aus Abgasen. Es war Ohs Vorgänger Lee Myung Bak, der solch "neuem Denken" den Weg bereitet hat.
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Der gleiche Präsident übrigens, den die linke Intelligenz als neofaschistischen Diktator verteufelt, der gerade die Demokratie in Korea beseitigt.
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Der heutige Präsident erkannte, dass Seoul mit einer der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt nicht grenzenlos weiter wachsen konnte. Lee stellte das öffentliche Verkehrssystem um. Er organisierte Express-Routen für Busse und schuf für sie eigene, staufreie Fahrspuren. Lee ließ zentrale Verkehrsknotenpunkte beruhigen und ein zubetoniertes Flüsschen im Zentrum reanimieren, den Cheonggyecheon. Er war 1961 erst begraben und dann durch einen mehrspurigen Expressway ersetzt worden.
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Mehrere Fakten hintereinander richtig dargeleget. Eins mit Sternchen.
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Die sechs Kilometer lange Autobahn führte auf Stelzen quasi durch die Wohnzimmer im Herzen Seouls.
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Ob es besonders viele Wohnzimmer auf dem Weg gab, möchte ich bezweifeln, es sei denn man zählt mit, dass die Textilarbeiter bis in die 70er in ihren Fabriken geschlafen haben.

Für umgerechnet rund 300 Millionen Euro ließ Lee sie abreißen. Seit gut vier Jahren fließt der Bach wieder auf knapp vier Kilometer Länge und wurde zum Symbol des grünen Aufbruchs.

Umweltfreundlichkeit als Markenzeichen


Oh ließ andere Verkehrsknotenpunkte im Zentrum beruhigen, unscheinbare Nebenstraßen mit Fußwegen aufhübschen, Grünflächen und Springbrunnen anlegen. Die fußgängerfreundliche Umgestaltung von zunächst 20 wichtigen Straßen der Stadt ist Teil des offiziellen Design-Programms.
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Spannend, was man in den wenigen Monaten nachdem man sich Nachhilfe aus dem schlauen Westen geholt hat, so alles schaffen kann. Oder hat man etwa schon vorher angefangen?
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"Natürlich bleiben Wirtschaft, Verkehr und Bildung sehr wichtig", sagt der Bürgermeister - aber "um die Zufriedenheit der Bürger zu steigern, sind Umwelt und Kultur die wichtigsten Faktoren". In fünf bis zehn Jahren will er Seoul zu einer fußgängerfreundlichen Stadt gemacht haben: "Umwelt soll zu unserem neuen Markenzeichen werden."
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Gut so.
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Im Vergleich zu Lees Verkehrsmaßnahmen klingen Ohs Visionen geradezu revolutionär. So will er das "Wunder vom Hangang" vollbringen und die Uferlandschaften des mächtigen Han-Flusses für Mensch und Freizeit rekultivieren.
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Wenn er das Wunder vom Hangang vollbringen will, kommt er ein paar Jahrzehnte zu spät. Aber das zweite Wunder vom Hangang könnte es schon werden, so steht es jedenfalls in allen Broschüren.
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Der mächtige Strom durchschneidet die Stadt von Ost nach West mit rund 50 Kilometern Ufer. Acht- bis zehnspurige Autopisten säumen den Hangang auf beiden Seiten und teilen die Stadt wie eine Demarkationslinie, zum Teil auf Betonstelzen.
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Dass dazu etwa ebenso viel Parks den Fluss säumen, sollte man vielleicht zum Gesamtbild dazu sagen.
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Nun soll der Strom zum "neuen Symbol" werden. Oh will mit einer gewaltigen Kraftanstrengung die "Natur entlang des Flusses für die Menschen zurückgewinnen" und zum Paradies für Fahrradfahrer und Jogger entwickeln. Hochhausquartiere sollen zu Wasserfront-Vierteln und die "Hauptstadt zu einer Hafenstadt umgestaltet" werden.
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Wobei wir wieder bei Lee Myung-bak wären, dem Oh jedenfalls mehr an politischem Erfolg zu verdanken hat als sein jungenhafter Charme, der vom Artikel so hervorgehoben wird.
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Libeskind baut Giga-Wolkenkratzer

Teil des Plans ist ein neues Wohn- und Geschäftsviertel in Yongsan, das Stararchitekt Daniel Libeskind entworfen hat. Archipelago 21 heißt das Potpourri aus Wohnsilos, Büros und Grünanlagen im Stadtbezirk Yongsan. Den Mittelpunkt soll spätestens 2017 ein 640 Meter hoher Wolkenkratzer bilden, einer der höchsten der Welt.
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Wohnsilos ist auch wieder so ein Begriff. Modernste 200-Quadratmeter-Wohnungen mit Flussblick sind natürlich immer automatisch Wohnsilos, sobald sie eine gewisse Geschosszahl übersteigen. Der Deutsche wohnt nicht gern hoch, aber lasst doch bitte den Koreanern ihre Vorliebe, solange die Häuser gut designt sind.
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Dafür muss die Autobahn am Nordufer, verkehrte Welt, zum Teil unter die Erde in kilometerlange Tunnel gelegt werden. Dass solche Pläne technisch und finanziell schier unglaublich klingen, stört Oh nicht. "Die Zustimmung der Menschen zeigt, dass wir überzeugen können", sagt er.
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Die wird nicht nur dafür, sondern innerhalb des Verkehrsgesamtplans verlegt, auch an anderen Stellen. Warum das "verkehrte Welt" sein soll, erschließt sich mir auch beim fünften Lesen noch nicht.
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Bevor er vor dreieinhalb Jahren zum Stadtoberhaupt gewählt wurde, war der Jurist nicht nur renommierter Ökoanwalt. Er war auch streitbares Mitglied der größten Umweltinitiative Seouls. Er wechselte nur die Seiten, nicht aber seine Überzeugung. Für die ist Oh bereit, politisch weit zu gehen.
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Ja, in einem Zeitalter, in dem das ganze Volk bessere Lebensqualität verlangt und die Regierung Milliarden über Milliarden für grüne Technologien ausgibt, ist es wirklich gewagt als Ziehsohn Lee Myung-baks auf dessen Programm aufzuspringen. Ein ganz schlimmer Revoluzzer dieser Oh.
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Wie weit? Im Frühsommer sind Kommunalwahlen in Seoul, da will und muss er wieder gewählt werden. Denn Oh Se Hoon hat noch Großes vor: Er möchte seinen Vorgänger ein weiteres Mal beerben. Als Staatspräsident. Das wäre Anfang 2013.
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Die Wahlen sind wahrscheinlich Ende 2012, die Amtseinführung wäre dann 2013, stimmt. Müssen tut er übrigens gar nichts; er ist auch ohne eine Wiederwahl einer der Kandidaten für die basisdemokratischen Vorwahlen der GNP im Jahr 2012. Aber wie man Kandidatennominierungsprozesse gewinnt, da kann Herr Oh ja noch Mal in Deutschland nachfragen, z.B. beim Bundespräsidenten, der weder direkt gewählt noch als Kandidat basisdemokratisch gewählt wurde. Oder der Bundeskanzlerin, bei der ist das ja genauso. Oder den Ministerpräsidenten. Oder oder.
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Freitag, 4. Dezember 2009

Selbstmörderbrücke

Na da hat die Korea Times ja Mal wieder Ausnahmejournalismus bewiesen: Die Brücke mit den meisten Selbstmorden ist nicht wie in Filmen und TV-Serien gerne behauptet die Hangang-Brücke, sondern die Mapo-Brücke. Herzlichen Glückwunsch zu einem neuen Rekord an meinen Heimatbezirk.
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Ich befahre diese Brücke etwa 4-6 Mal wöchentlich, da sie etwa 500 Meter von meiner Wohnung entfernt ist und Gongdeok/Mapo mit Yeouido verbindet, dort wo der Yeouido-Park und KBS sind.
Bisher habe ich noch nie was gesehen, aber wer bringt sich schon am hellichten Tage um.
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Donnerstag, 30. Juli 2009

Eungbongdong Seongdong

Klasse Artikel über die Schätze bzw. fehlenden Schätze von Koreas kleinsten städtischen Verwaltungseinheiten, den "dong", was man in Berlin am ehesten mit dem Ortsteil eines Bezirks vergleichen kann. So wie ich in Gongdeok-dong vom Bezirk Mapo-gu wohne, wohnt man ja in Berlin im Ortsteil Wannsee von Zehlendorf oder wo auch immer.
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Jedenfalls hat einer meiner Lieblingsausländer hier, Michael Breen, mal wieder was Lustiges vom Stapel gelassen, lest selbst:
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From Dongbinggo-dong to Eungbong-dong Seongdong-gu
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Dienstag, 30. Juni 2009

Koolhaas und sein Seoul

Die besten Perlen entdeckt man zufällig. Beim Zappen vorm Insbettgehen entdecke ich einen koreanischen Palast bei CNN, bleibe hängen und da sitzt Rem Koolhaas. Seines Zeichens weltbekannter Architekt und Harvard-Professor. Und was macht er? Zunächst eine Weile über den Westen lästern, der ihn nicht versteht und seine Kunst behindert.
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Und dann führt er die CNN-Reporterin durch "sein Seoul". Und diese Dokumentation zeigt, wie man Seoul richtig bewirbt. Nicht mit lächelnden Models und sauteuren Kampagnen. Man nimmt einen weltbekannten Prominenten und lässt ihn sehr persönlich über Aspekte Seouls reden. Das hinterlässt Eindruck. Ich hoffe fast, dass die Stadt Seoul dieses Interview, das weltweit ausgestrahlt wird, finanziert hat.
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Da sitzen sie also im Garten des süßen Gyeonghuigung-Palastes vor dem Prada Transformer udn sprechen ganz ungezwungen über Kunst. Und darüber, dass er im Westen nicht mehr arbeiten kann und will. Dort wolle man, dass ein Gebäude ewig halte, wunderschön sei, nicht verstöre und möglichst nichts kosten solle. Dies aber entspreche seinem Kunstverständnis in keiner Weise. Ebenso wenig wie er sich damit abfinden kann, dass im Westen Funktionalität und Rationalität einer Stadt verdammt werden, ohne die Chancen und Vorteile der "generic city" auch nur zu überdenken. Wie wahr, wie wahr!
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Und dann gehts weiter: Sein selbsternanntes Lieblingsprojekt ist nicht etwa das im Westen viel beachtete CCTV-Center in Peking, sondern das Kunstmuseum der Seoul National University, ein Gebäude das über dem Campus zu schweben scheint und den Durchgang zwischen den Campusteilen ermöglicht.
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Was würde Koolhaas ändern an Seoul?
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Nichts. Egal, wo man etwas ändert, irgendwo anders wird schon wieder gebaut. Seoul ist nicht kontrollierbar, nicht planbar - und das ist sein Reiz. Er lobt trotzdem ausdrücklich punktuelle Projekte, die konkreten Nutzen für die Stadt haben.
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Was ist der Charakter der Stadt?
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Genau der ständige Wechsel: Es wird immer Viertel geben, die sich entwickeln, immer welche die zurückhängen - und noch viel wichtiger: Seoul ist keine geplante Stadt. Selbst im Zentrum wird es immer heruntergekommene Hüttchen geben und selbst in den sogenannten Armenvierteln wird es immer Glitzerpaläste geben. Dadurch bleibt die Stadt immer gemischt, immer authentisch und original. Ein sehr interessanter Punkt, wie ich finde, den jeder täglich auf der Straße sehen kann, der aber selten als positiver Punkt hervorgehoben wird. Ich kenne aber tatsächlich keine Stadt, in der einfache Leute und Oberschicht so beieinander, ineinander verwoben agieren wie in Seoul.
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Nicht zuletzt sei es trotz Funktionalität gerade das Chaotische, Unübersichtliche und Unvorhersehbare, das den Reiz einer Stadt ausmache. Dies sei in vielen westlichen Städten bereits fast vollständig ausgerottet worden. Wenn ich mir deutsche Städte mit ihren Denkmalschutzvorschriften anschaue, glaube ich zu verstehen, was Koolhaas meint.
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Was mag er an Seoul, als Architekt?
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Koolhaas sagt, dass es keine andere Stadt mit einer solchen natürlichen Schönheit gebe. Egal wie man baue, man habe immer wunderbare Aussichten, Sichtwinkel und Landschaften überall, weshalb man immer einen Anfang für seine Planungen hat und immer Anhaltspunkte. Es gibt die Geschichte, dass Koolhaas das große Panoramafenster in einer Vorlesungshalle verkleinert hat, weil er Angst hatte, dass alle Leute nur noch das beeindruckende Bergpanorama draußen beachten und niemand mehr auf den Vortragenden hört.
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Was ist am bauen in Korea so besonders?
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Freiheit. Zwar habe er auch in Korea keine Carte Blanche gehabt, die 10 Millionen Dollar nicht nach freiem Dünken ausgeben können. Aber, und das ist ihm sehr wichtig: Er kann bis zum letzten Moment noch Details ändern und so ein perfektes Ergebnis abliefern, mit dem er zufrieden ist. Dies könne man außerhalb von Asien nicht.
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Alles in allem ein wirklich beeindruckender Mann, der mit wenigen Worten und einer ruhigen Art, ziemlich deftige Argumente liefert. Und nicht zuletzt, merkt man, dass der Mann Seoul wirklich gut kennt. Ganz bestimmt nicht das übliche "Ich esse gerne Bulgogi, alle Koreaner sind toll"-Interview.
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Donnerstag, 18. September 2008

Chaostheorie

Etwas, was mir hier jeden Tag auffällt und mich von Tag zu Tag mehr fasziniert, da ich merke, dass es keine einmaligen Beobachtungen sind:
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In Gangnam wird gegen den Großstadtdschungel vergleichsweise organisiert durchgegriffen. Dieser Unterschied ist mir jetzt erst so aufgefallen und ich komme zu dem Schluss, dass die Stadtverwaltung in Seoul wirklich kaum Einfluss auf die Stadt hat. Kann sie auch nicht. Noch viel mehr als in Berlin, wo es mehr über die Identitäten der Kieze geht, hat in Seoul jeder Bezirk eine gewisse Macht und durch die Einwohnerzahl (und somit das Steueraufkommen) eine gegebene Autorität, die er einsetzen kann - oder eben nicht. Das hat nichts mit Parteien zu tun, sondern mit Geisteshaltungen und Organisationsstrukturen. Meines Wissens nach sind alle Bezirksbürgermeister Seouls und alle Mehrheiten in den Bezirksverordnetenversammlungen bei der konservativen Hannara. Trotzdem sind die Unterschiede in der Verwaltungseffizienz doch gewaltig.
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Was mir, während ich in Gangbuk (dem nördlichen Teil der Stadt) wohnte, nie aufgefallen war, ist, dass Gangnam wirklich extrem gut organisiert und so sauber ist wie es ein Stadtteil mit einer Tagesbevölkerung von knapp 2.5 Millionen Menschen ohne Polizeistaat im Hintergrund sein kann. In Gangbuk hingegen steigt in der Sommerhitze komischer Geruch aus den Gullis hoch, Müll liegt herum. Ich habe nie ganz verstanden, warum meine Freunde aus Gangnam mich immer als eine Art "Romantiker" verspotteten, weil ich Gangbuk und insbesondere das alte Zentrum so gern mag. Es ist wirklich ein großer Unterschied.
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Seit ich nun hier in Gangnam wohne, tauchen immer wieder mir unbekannte Autos und Uniformen auf. Es sind Dinge, die ich in einem Jahr Gangbuk nie gesehen habe: Mobile Falschparkerblitzer, Reinigungsroboter, Straßenreinigungspatrouillenwagen, Bürgersteigdruckstrahlreiniger. Die Parkplätze sind nicht nur genau eingezeichnet - steht ein falsches Auto ist innerhalb einer halben Stunde der Abschleppwagen da wie ich heute beim Übersetzen auf dem Dachgarten beobachten konnte. Geschäfte stellen ihre Tische oder Auslagen innerhalb festgelegter Grenzen auf. Die Müllabfuhr kommt bereits am späten Abend, holt die Abfälle ab, die im übrigen auch nicht für jede Ratte fressbar in Plastikbeuteln am Straßenrand liegen, sondern in hohen Plastiktonnen verstaut sind. Danach kommt die Reinigung und spült die Straßen durch.
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Und was ich dabei betonen möchte: Es zerstört das Märchen, dass Unordnung und Korea zusammengehören. Die Nebenstraßen Gangnams sind trotzdem koreanisch, immer noch ein wenig improvisiert und recht unübersichtlich. Aber man erkennt eine gemeinsame Linie. Über Rote Ampeln wird hier genauso gefahren, aber dass man auf dem Bürgersteig plötzlich vor einem Auto steht, das mit 20 Km/h angebraust kommt, das ist hier nicht so oft der Fall. Und Falschparken wie gesagt habe ich nur 3 Mal gesehen innerhalb 3 Wochen - da gibt es in Deutschland mehr von.
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Also meine wirren Beobachtungen mal systematisch zusammengefasst:
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1. Die Stadt Seoul kann noch so viel planen, wenn sie den Bezirken nicht die nötige Autonomie (Süden) oder auch die nötigen Mittel (Teile des Nordens) gibt , um die vielen guten Ideen umzusetzen, die die Stadtverwaltung hat. In diesem Sinne hat auch die Schaffung von Stellen wie meiner als Ausländerkorrespondent keinen Sinn, wenn sich niemand drum kümmert, dass Ideen in jedem einzelnen Dong umgesetzt werden. Eine Stadt wie Seoul ist als Ganzes einfach nicht zu verwalten. Lokale Autonomie hingegen ist in Korea wie in Seoul noch ein relativ neues Konzept, mit dem viele der alten Beamten sich nicht anfreunden können oder möchten.
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2. Was der Norden (bzw. Teile desselben ebenso wie Teile des Südens) meiner Meinung nach also braucht, ist also eine solche systematische Umsetzung teils sehr einfacher Prinzipien, die nicht viel kosten, sondern nur eine vernünftige Planung erfordern. Sicher ist das einfacher, wenn der Bezirksbürgermeister nicht ein altgedienter Bürokrat des Entwicklungsstaates ist, sondern ein weitgereister Geschäftsmann mit internationaler Ausbildung wie das in vielen Bezirken inzwischen der Fall ist.
Gleichzeitig müssen Bezirke wie Gangnam (oder gerade Songpa) aufpassen, nicht an Charakter zu verlieren. Chaos ist nichts Koreanisches, Ordnung nichts Westliches, aber ein gewisses Maß an Unordnung führt auch zu Kreativität und Eigendynamik, wie man sie z.B. Vierteln wie Samcheong-dong und Hongdae sieht. Mit strikter Stadtplanung, dem unsäglichen "Redevelopment" und ähnlichen Scherzen bekommt man das auch nicht hin.
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Sonntag, 30. September 2007

Doctorfish Cafe

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Doctorfish Cafe
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Doctorfish - das coolste ueberhaupt. Wir haben es gestern erlebt und sind beide suechtig und auf dem Weg dazu, Fussfetischisten zu werden.
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Doch der Reihe nach - Ich bin gestern mit Consti nach Sinchon in das Doctorfish Cafe gegangen, was zu einem der entspannendsten Erlebnisse des Jahres wurde.
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Fuer ein Menue zu 8.000 oder 9.000 Won gibt es ein Getraenk und einen Snack, was alleine schon fuer Sinchon-Verhaeltnisse ein guter Preis waere. Dann kommt aber der Clou. Ein Teil des Cafes ist mit einigen kleinen Holzbecken und einem grossen Becken ausgestattet. In den kleinen Fussbecken kann man sich eine Aroma-Therapie zufuehren und in dem grossen schwimmen meine neuen besten Freunde. Die sogenannten Doktorfische, bzw. auf Koreanisch "Chin-Chin-eo", die "Kuesschengebenden Fische", die abgestorbene oder ungesunde Hautpartien abknabbern.
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Was im ersten Moment sehr sehr eklig und kitzlig ist, wird mit der Zeit zu einem riesigen Genuss. Und die Fuesse (und Haende) sind danach zart, entspannt und durchblutet wie nie zuvor.
Ich hatte sogar einen Stammfisch, der extra andere Fischchen vertrieben hat, um sich an meinem linken Knoechel zu vergnuegen.
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Preis stimmt, Leistung auch, das Personal ist nett, das Ambiente modern und die Fische sehr gefraessig - ein perfektes Erlebnis im Herzen Seouls. Inzwischen (seit 22. September) gibt es schon eine Dependance in Hongdae, wo morgens zwischen 10:30 Uhr und 12 Uhr Happy Hour zu halben Preisen ist.
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Alle weiteren Infos gibt es auf der Homepage des Cafes.
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P.S.: Ein weiterer netter Nebeneffekt ist, dass im ersten Stock des Gebaeudes ein Krispy-Kreme-Donutladen ist, was zu einem perfekten Abschluss der Wellbeing-Behandlung einlaedt.
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Freitag, 14. September 2007

Nord gegen Sued

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Nord gegen Sued
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Jeder, der in Seoul lebt, weiss es - es gibt nicht nur Nord- und Suedkorea, sondern vor allem Nord- und Sued-Seoul. Der Unterschied ist in beiden Faellen extrem.
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Eine sensationelle Nachricht, bringt daher heute die Joongang Ilbo in ihrer englischen Ausgabe: Stellt euch vor, der Norden Seouls ist nicht ein Ghetto aus Lehmhuetten, in denen einbeinige Blinde rumhocken, sondern man kann hier sogar essen gehen, weggehen. Stellt euch das mal vor!
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Und es gibt sogar Leute, denen das besser faellt als Louis Vuitton in Abgujeong (Reim beabsichtigt ^^)...
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Wie auch immer, fuer den Seoul-Einsteiger ist dieser Artikel absolute Pflichtlektuere.
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