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/ ACHTUNG ZYNISMUS /
.Grün, grüner, Seoul
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22 Millionen Menschen leben in Seoul - jahrzehntelang ein Moloch, grau und voller Autos. Doch Stadtplaner entwickeln hier für viel Geld die Metropole der Zukunft: grün, lebensfroh und mit großen Träumen.
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Erst einmal leben nicht 22 Millionen Menschen in Seoul. In Seoul leben etwas mehr als 10 Millionen Menschen, drumrum in der Provinz Gyeonggi findet man vielleicht die anderen 12 Millionen, in gut organisierten, gut geplanten Städten mit neuester Infrastruktur und guter Luftqualität.
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Kann der Westen in Südkorea lernen, wie der Öko-Umbau einer Megacity funktioniert?
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Nein kann er nicht, denn Seoul hat eine ganz andere Entstehungsgeschichte und Bausubstanz als europäische Städte. Zudem gibt es in ganz Europa keine Stadt, die so groß ist wie Seoul. Gleiches gilt für die USA. Wenn mit westlich auch noch Mexiko-Stadt und Rio de Janeiro gemeint sind: Nein, diese Städte können nicht davon lernen, weil sie in einem ganz anderen Entwicklungsstadium sind und solche Projekte gar nicht stemmen können. Punkt.
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Wie ein Revolutionär oder Weltverbesserer tritt Kim Ki Ho nicht gerade auf. Der angegraute Hochschulprofessor aus Seoul lächelt viel, während er redet. Jackett und Schlips sitzen korrekt, der Scheitel auch. Er spricht mit leiser Stimme und wirbt geduldig für seine Ideen. Aber was er sagt, ist geradezu umstürzlerisch. "Zu Fuß gehen ist ein Gefühl von Freiheit", sagt Kim. Und weil das Leben in Seoul mit Freiheit "nichts zu tun hat", geht der Hochschullehrer in die Offensive. Er will seine Stadt, diesen Moloch aus Asphalt, Autos und Abgasen, wieder menschlich machen.
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Wie schön. Diese alten Professoren, die immer ihren deutschen Kleinstadtzeiten nachtrauern. Dafür, dass es hier keine Freiheit gibt, scheint sein Professorengehalt wohl genug Anreiz gewesen zu sein, inmitten des Molochs zu arbeiten.
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Kim will eine freie und Fußgängerstadt Seoul. Ein wahrlich umwälzender Plan.
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Man kann am Hangang schon jetzt 60 Kilometer wandern ohne einmal anhalten zu müssen. Fußgängerzonen? Myeong-dong, Insa-dong, Mok-dong etc. Allein Myeong-dong ist glaube ich eine größere Fußgängerzone als sie die meisten europäischen Städte vorweisen können. Einkaufsqualität hat nichts mit Fußgängervorrecht zu tun. Kudamm und Koe sind ist auch schöne Einkaufsstraßen.
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Das Wort des 57-Jährigen hat Gewicht. Der Professor für Stadt- und Raumplanung an der Universität Seoul ist eine Art graue Eminenz.
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Ah da isses wieder. Eine Stadt mit "22 Millionen" Einwohnern und nur eine einzige Uni! Kein Wunder, dass da die Probleme groß sind. Ich gehe Mal davon aus, dass er Prof. an der Seouler Nationaluniversität ist. Übrigens von allen Unis, die ich bisher weltweit gesehen habe, mit Abstand die mit dem weitläufigsten und grünsten Campus überhaupt.
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Er hat in Aachen Architektur und Stadtentwicklung studiert, er ist international gefragter Experte in seinem Fach, und er entwirft in einer Planungskommission im Rathaus Visionen fürs Überleben in der Megastadt. Und er hat es geschafft, Gehör zu finden. Die Metropole mit mehr als 22 Millionen Menschen erstickt fast an ihrem Wachstum, doch dieses Jahr präsentiert sie sich als Vorbild für einen Richtungswechsel. Als "Welt-Designhauptstadt", die zweite nach Turin 2008, will sie ein Modell und das "Innovationszentrum der Zukunft" sein. Seoul soll schöner und grüner werden und Design als Schlüssel dafür dienen. Nicht immer neue Glitzerfassaden sind gefragt, sondern Fußgängerboulevards und verkehrsberuhigte Zonen. Ein Experiment, das wegweisend für andere Megacitys von Jakarta bis Mexico City sein könnte.
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Ah, da haben wir die Megastädte des Westens, Jakarta und Mexiko-Stadt. Indonesien hat übrigens trotz Bodenschätzen ein Pro-Kopf-Einkommen von fast genau einem Zehntel Koreas. Ist natürlich genau der richtige Vergleich!
Der Richtungswechsel ist für Seoul dringend geboten. Fast die Hälfte der 48,5 Millionen Südkoreaner lebt inzwischen hier, in einem der größten Ballungszentren der Welt. Der Takt in dem brodelnden Kessel wird bestimmt von einem immergleichen Puls aus nimmermüder Betriebsamkeit und hektischem Lärm, vom frühen Morgen bis in die tiefe Nacht.
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Ja, das nennt sich wirtschaftliches Zentrum und ist wie ich gehört habe auch in anderen Städten weltweit nicht anders. Das kann man natürlich im Ladenschlussparadies nicht nachvollziehen. Und auch die Behauptung, dass die Hälfte Koreas in Seoul wohne, wird nicht richtiger durch Wiederholung. Es gibt Menschen, die von den Vorstädten nach Seoul reinpendeln, es gibt die Gegenbewegung. Man kann einfach nicht ganz Gyeonggi-do nach Seoul eingemeinden.
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Seoul ist Verkehr, Seoul ist Verdrängungswettbewerb. Fahrzeuge gegen Fußgänger. Mehr als 2,5 Millionen Autos sind allein in der Hauptstadt registriert, Zigtausende Busse und kaum noch zu zählende Motorräder und Roller bewegen die Menschenmassen durch die Stadt. "Das Leben hier ist ein Kampf", sagt die junge Politikwissenschaftlerin Kang Bo Ra. "Eine Stunde Spazierengehen ist wie eine Packung Zigaretten rauchen", sagt Stadtentwicklungsforscher Bahk Hyun Chan.
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Gute Kommentare eingefangen. Da freut man sich als Journalist, ich weiß das. Übrigens sind zigtausende Busse nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen. Wäre es besser, wenn die zigtausenden Busse nur ein paar hundert wären und die Leute sich zu vierzigt an einen Laster hängen wie in Indien?
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"Bummeln ist ein sehr schönes Wort, das es in vielen Sprachen so eigentlich nicht gibt", sagt Experte Kim. "Schon gar nicht auf Koreanisch."
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Ja, da gibts viele Wörter, die es in anderen Sprachen nicht gibt. Zum Beispiel Pungnyu als Begriff für lockeres Leben, in Einklang mit Natur, Kunst und Genuss.
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Der Uni-Professor will deshalb die letzten noch nicht wegsanierten Altstadtviertel unbedingt erhalten. Nicht nur wegen ihrer mehr als 600 Jahre alten Geschichte, sondern auch wegen der alten, nicht massenverkehrstauglichen Gassen. Er möchte außerdem mehr und bessere Fußwege, Zebrastreifen, Einbahnstraßen, Fußgängerzonen, Fahrradwege.
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Ist nichts gegen einzuwenden. Die 600 Jahre alte Geschichte ist aber auch so eine Sache; die meisten der Viertel, die einfach so wegsaniert werden, wie auch hier in Gongdeok, sind Flüchtlingsviertel aus den 60er und 70er Jahren, an denen bis heute nichts gemacht wurde; wenig erhaltenswert. Anders sieht es bei Vierteln wie Seochon oder Bukchon aus. Möchte Mal sehen, was dir ein Brasilianer sagt, wenn ein Professor sagt, dass die Favelas doch so niedlich sind, weil da keine großen Autos reinkönnen.
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Basisdemokratie bis heute ein Fremdwort.
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Ja, Computer ist auch bis heute ein Fremdwort, aber benutzen tut man sie trotzdem. Wie gut, dass wir in Deutschland alles basisdemokratisch regeln. Und dass wir basisdemokratische Entscheidungen wie in der Schweiz bedingungslos gutheißen. Gut, dass wir auch nicht sehen, dass es in Korea wahrscheinlich ähnlich viele Volksabstimmungen gibt wie in Deutschland und vor allem auf höherer Ebene. Selbst innerparteiliche Basisdemokratie auf Parteitagen eignet sich zumindest als kontroverses Diskussionsthema; immerhin gibt es in Korea verschiedene Kandidaten zur Auswahl und auch ein Präsidentschaftskandidat wird nicht in Hinterzimmern ausgeklüngelt.
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Professor Kim steht an der Spitze der Bürgerinitiative Dosi Yondae, was so viel bedeutet wie "Union für eine fußgängerfreundliche Stadt".
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Nein, heißt es nicht. Es heißt "Union für die Stadt" oder "Stadtunion". Und die richtige Romanisierung für den Begriff lautet "Dosi Yeondae". Da haben wir Mal wieder vorgeführt bekommen, warum eine Abschaffung der diakritischen Zeichen in der Umschrift besser ist, aber ein Wirrwarr und die gemeinsame Verwendung zu nichts Gutem führt.
Das ist an sich schon bemerkenswert für Korea, wo bis Ende der Achtziger noch die Militärs politisch den Ton angaben und Basisdemokratie bis heute ein Fremdwort ist.
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Oh Nein, es gibt NGOs in Korea! Übrigens nicht nur für Städte, sondern für jedes erdenkliche Thema.
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Dass er aber auch noch das offene Ohr von Bürgermeister Oh Se Hoon, 49, gefunden und dieser Seoul eine Art ökologische Schönheits-OP verordnet hat, ist überraschend.
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Ist überhaupt nicht überraschend und der Spiegel-Autor verrät sogar am Schluss warum: Oh ist Umweltrechtler und selbst Aktivist gewesen; es war klar, dass das sein Hauptthema ist. Er hat damit Wahlkampf gemacht. Überraschend ist vielleicht, dass er seine Versprechen gehalten hat.
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"Wir müssen eine neue Balance finden", sagt Oh. Die Stadt soll wieder zu einem "harmonischen Raum" für Arbeit, Menschen und Natur werden. Viel zu lange sei die Umwelt den wirtschaftlichen Interessen geopfert worden. Nun stehe man an einem "bedeutsamen Wendepunkt".
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Stimmt auch.
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Oh spricht gern von seiner Vision für Seoul als "soft city", in der die Kreativwirtschaft zuhause ist, Kultur und Stadtentwicklung eine neue Rolle spielen und Menschen nicht nur zum Arbeiten leben. Er ist überzeugt: "Design hat die Kraft, die Welt besser zu machen." Deshalb krempelt er die Stadt um.
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Man hätte vielleicht im ganzen Artikel nur Oh sprechen lassen sollen, schon der dritte Absatz ohne Einwände meinerseits.
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Designzentrum mit Grünflächen
Auf dem rund 85.000 Quadratmeter großen Gelände des früheren Dongdaemun-Baseballstadions, das umgeben war von Hunderten kleiner Schneidereien und Wäschestuben, soll für mindestens 250 Millionen Dollar ein hochmodernes Zentrum für Mode und Design entstehen. Herzstück wird ein raumschiffähnliches Monstrum aus Stahl und Glas mit Kongress- und Veranstaltungssälen, Modeschulen und Ausstellungsflächen, das die britische Stararchitektin Zaha Hadid entworfen hat.
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Das Monstrum ist wie jedes andere moderne Gebäude der Welt aus Stahl und Glas, vor allem aber ist es mit Grünflächen überwachsen, fügt sich in die Umgebung ein, hebt Gegensätze zwischen innen und außen, oben und unten auf.
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Ein weiteres Herzstück wird ein großer Park, der die schier endlosen Autoströme aus dem Zentrum zurückdrängen soll. Für Südkoreas bislang rücksichtslos prosperierende Metropole sind das ganz und gar neue Perspektiven.
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Wie, was, wo? Welcher ist gemeint? Yongsan?
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Mangels Raum wuchs Seoul bislang statt in die Breite vor allem in die Höhe, in spargelförmigen, tristen Wohntürmen, dicht an dicht: ein Stadt gewordener Alptraum aus Glas, Stahl und Beton.
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Trist sind die Wohntürme, das ewig gleiche Design auch, keine Frage. Dicht an dicht sind sie teilweise gebaut; die größeren Komplexe hingegen liegen in riesigen gepflegten Grünanlagen. Ob Seoul ein Alptraum ist, wage ich zu bezweifeln. Wie gut, dass eine Stadt nicht nur aus der Summe ihrer Gebäude besteht. Da kann man Altstädte noch so schön pflegen, wenn die Substanz und Struktur nicht stimmt, ist eine Stadt ein echter Alptraum.
Aber sie wuchs auch nach unten.
Zum Dinner in die Unterwelt
Seoul - das sind praktisch zwei Städte: jene über der Erde, aber auch eine schillernde Unterwelt. Wo immer ein Abstieg unter die Erde möglich ist, an Zugängen zum weit verzweigten U-Bahnsystem zum Beispiel, verbinden lange Einkaufspassagen die Bahnhöfe. Unter riesigen Straßenkreuzungen, in Unterführungen, aber auch unter Bürohäusern oder Hotels gibt es quirlige traditionelle Märkte und blühende Dienstleistungszentren.
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Ja, das nennt sich intelligente und praktische Wegeplanung und ermöglicht schnelle Verbindungen. Wenn es etwas gibt, was Seoul nicht aufgeben darf, dann dieses praktische System.
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Fitnessstudios, Clubs oder Restaurants wie das beliebte "Hofbräuhaus" im Büro- und Amüsierviertel Gangnam locken oberirdisch oft nur mit einer schmalen Tür, dahinter beginnt der Abstieg.
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Oh mein Gott! Clubs im Keller! Eine Weltneuheit. Ein Alptraum. Und Restaurants in Kellern; ich bin für die sofortige Schließung aller Ratskeller, Weinstuben
und nicht zuletzt...ähm...z.B. Bierkeller wie den Bürgerbräukeller. Da werden sowieso nur böse Dinge wie Hitler-Putsche veranstaltet. Wirklich, diese verrückten Asiaten, bauen einfach unter der Erde weiter!
Und ansonsten: Gibts das Hofbräuhaus noch? Hat das nicht längst zugemacht? So beliebt kann es wohl nicht gewesen sein.
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Bürgermeister Oh mag nicht, wenn sein Berater Kim von einer "Verdrängung der Fußgänger unter die Erde" spricht. Für Oh hatte die "unterirdische Stadtplanung" einen ganz eigenen Stellenwert: "Wir mussten unseren Platz hundertprozentig ausnutzen." Doch das war gestern.
Heute ist alles anders. Wettbewerbsfähigkeit ist wichtiger denn je, glaubt Oh, "aber nur eine Stadt, in der man gern leben möchte, ist auch eine Stadt, in der man gern investieren möchte". .
Richtig Herr Oh, auch wenn die Plattitüden langsam weh tun. Ein geborener Politiker eben unser Bürgermeister.
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Oh ist ein Dauerlächler, der immer nett wirkt und wegen seines jungenhaften Charmes gut ankommt. Für seinen Masterplan suchte der Jurist Nachhilfe in Europa. Er war in Mailand, Brüssel oder Graz, er informierte sich auch in Hamburg über die neue Hafencity.
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Eine Weltmetropole sucht sich keine Nachhilfe, man besucht andere Städte, um Beziehungen aufzubauen, auszubauen und sich zu informieren. Das nennt sich übrigens voneinander lernen und steht im Widerspruch zu den obigen Abschnitten, wo von Seoul als Modell geredet wird. Korea exportiert sein U-Bahn-System und Deutschland seine Straßenbahnen, so traegt jeder seinen Teil bei.
Wieder zu Hause stellte er fest, dass sich auch das Bewusstsein seiner Landsleute verändert hat. "Unsere Menschen wollen endlich Freizeit genießen und sich wohl fühlen können", glaubt er.
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Glaubt er nicht nur, ist so. Und festgestellt hat er das auch vor seiner Europareise, von der er mit prallen Auftragsbüchern für die Stadt zurückkam.
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Oh steht am Fenster im Rathaus und schaut hinab auf eine riesige Rasenfläche, der die Beamten eine für Seouler Verhältnisse geradezu gespenstische Ruhe genießen lässt.
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Zumindestens Deutsch sollte man doch können, wenn man für Spiegel Online schreibt (meine neidische Gehässigkeit auf die Position bei Spiegel Online ist beabsichtigt)
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Es ist noch gar nicht lange her, da lag die Stadtverwaltung noch an einer der schlimmsten Verkehrsinseln der Stadt. Sechs mehrspurige Hauptstraßen aus allen Himmelsrichtungen trafen sich hier zu einer sternförmigen Riesenkreuzung und umnebelten den Jahrhunderte alten Königspalast Deoksu schräg gegenüber mit einer Dauerwolke aus Abgasen. Es war Ohs Vorgänger Lee Myung Bak, der solch "neuem Denken" den Weg bereitet hat.
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Der gleiche Präsident übrigens, den die linke Intelligenz als neofaschistischen Diktator verteufelt, der gerade die Demokratie in Korea beseitigt.
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Der heutige Präsident erkannte, dass Seoul mit einer der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt nicht grenzenlos weiter wachsen konnte. Lee stellte das öffentliche Verkehrssystem um. Er organisierte Express-Routen für Busse und schuf für sie eigene, staufreie Fahrspuren. Lee ließ zentrale Verkehrsknotenpunkte beruhigen und ein zubetoniertes Flüsschen im Zentrum reanimieren, den Cheonggyecheon. Er war 1961 erst begraben und dann durch einen mehrspurigen Expressway ersetzt worden.
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Mehrere Fakten hintereinander richtig dargeleget. Eins mit Sternchen.
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Die sechs Kilometer lange Autobahn führte auf Stelzen quasi durch die Wohnzimmer im Herzen Seouls.
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Ob es besonders viele Wohnzimmer auf dem Weg gab, möchte ich bezweifeln, es sei denn man zählt mit, dass die Textilarbeiter bis in die 70er in ihren Fabriken geschlafen haben.
Für umgerechnet rund 300 Millionen Euro ließ Lee sie abreißen. Seit gut vier Jahren fließt der Bach wieder auf knapp vier Kilometer Länge und wurde zum Symbol des grünen Aufbruchs.
Umweltfreundlichkeit als Markenzeichen
Oh ließ andere Verkehrsknotenpunkte im Zentrum beruhigen, unscheinbare Nebenstraßen mit Fußwegen aufhübschen, Grünflächen und Springbrunnen anlegen. Die fußgängerfreundliche Umgestaltung von zunächst 20 wichtigen Straßen der Stadt ist Teil des offiziellen Design-Programms.
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Spannend, was man in den wenigen Monaten nachdem man sich Nachhilfe aus dem schlauen Westen geholt hat, so alles schaffen kann. Oder hat man etwa schon vorher angefangen?
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"Natürlich bleiben Wirtschaft, Verkehr und Bildung sehr wichtig", sagt der Bürgermeister - aber "um die Zufriedenheit der Bürger zu steigern, sind Umwelt und Kultur die wichtigsten Faktoren". In fünf bis zehn Jahren will er Seoul zu einer fußgängerfreundlichen Stadt gemacht haben: "Umwelt soll zu unserem neuen Markenzeichen werden."
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Gut so.
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Im Vergleich zu Lees Verkehrsmaßnahmen klingen Ohs Visionen geradezu revolutionär. So will er das "Wunder vom Hangang" vollbringen und die Uferlandschaften des mächtigen Han-Flusses für Mensch und Freizeit rekultivieren.
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Wenn er das Wunder vom Hangang vollbringen will, kommt er ein paar Jahrzehnte zu spät. Aber das zweite Wunder vom Hangang könnte es schon werden, so steht es jedenfalls in allen Broschüren.
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Der mächtige Strom durchschneidet die Stadt von Ost nach West mit rund 50 Kilometern Ufer. Acht- bis zehnspurige Autopisten säumen den Hangang auf beiden Seiten und teilen die Stadt wie eine Demarkationslinie, zum Teil auf Betonstelzen.
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Dass dazu etwa ebenso viel Parks den Fluss säumen, sollte man vielleicht zum Gesamtbild dazu sagen.
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Nun soll der Strom zum "neuen Symbol" werden. Oh will mit einer gewaltigen Kraftanstrengung die "Natur entlang des Flusses für die Menschen zurückgewinnen" und zum Paradies für Fahrradfahrer und Jogger entwickeln. Hochhausquartiere sollen zu Wasserfront-Vierteln und die "Hauptstadt zu einer Hafenstadt umgestaltet" werden.
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Wobei wir wieder bei Lee Myung-bak wären, dem Oh jedenfalls mehr an politischem Erfolg zu verdanken hat als sein jungenhafter Charme, der vom Artikel so hervorgehoben wird.
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Libeskind baut Giga-Wolkenkratzer
Teil des Plans ist ein neues Wohn- und Geschäftsviertel in Yongsan, das Stararchitekt Daniel Libeskind entworfen hat. Archipelago 21 heißt das Potpourri aus Wohnsilos, Büros und Grünanlagen im Stadtbezirk Yongsan. Den Mittelpunkt soll spätestens 2017 ein 640 Meter hoher Wolkenkratzer bilden, einer der höchsten der Welt.
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Wohnsilos ist auch wieder so ein Begriff. Modernste 200-Quadratmeter-Wohnungen mit Flussblick sind natürlich immer automatisch Wohnsilos, sobald sie eine gewisse Geschosszahl übersteigen. Der Deutsche wohnt nicht gern hoch, aber lasst doch bitte den Koreanern ihre Vorliebe, solange die Häuser gut designt sind.
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Dafür muss die Autobahn am Nordufer, verkehrte Welt, zum Teil unter die Erde in kilometerlange Tunnel gelegt werden. Dass solche Pläne technisch und finanziell schier unglaublich klingen, stört Oh nicht. "Die Zustimmung der Menschen zeigt, dass wir überzeugen können", sagt er.
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Die wird nicht nur dafür, sondern innerhalb des Verkehrsgesamtplans verlegt, auch an anderen Stellen. Warum das "verkehrte Welt" sein soll, erschließt sich mir auch beim fünften Lesen noch nicht.
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Bevor er vor dreieinhalb Jahren zum Stadtoberhaupt gewählt wurde, war der Jurist nicht nur renommierter Ökoanwalt. Er war auch streitbares Mitglied der größten Umweltinitiative Seouls. Er wechselte nur die Seiten, nicht aber seine Überzeugung. Für die ist Oh bereit, politisch weit zu gehen.
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Ja, in einem Zeitalter, in dem das ganze Volk bessere Lebensqualität verlangt und die Regierung Milliarden über Milliarden für grüne Technologien ausgibt, ist es wirklich gewagt als Ziehsohn Lee Myung-baks auf dessen Programm aufzuspringen. Ein ganz schlimmer Revoluzzer dieser Oh.
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Wie weit? Im Frühsommer sind Kommunalwahlen in Seoul, da will und muss er wieder gewählt werden. Denn Oh Se Hoon hat noch Großes vor: Er möchte seinen Vorgänger ein weiteres Mal beerben. Als Staatspräsident. Das wäre Anfang 2013.
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Die Wahlen sind wahrscheinlich Ende 2012, die Amtseinführung wäre dann 2013, stimmt. Müssen tut er übrigens gar nichts; er ist auch ohne eine Wiederwahl einer der Kandidaten für die basisdemokratischen Vorwahlen der GNP im Jahr 2012. Aber wie man Kandidatennominierungsprozesse gewinnt, da kann Herr Oh ja noch Mal in Deutschland nachfragen, z.B. beim Bundespräsidenten, der weder direkt gewählt noch als Kandidat basisdemokratisch gewählt wurde. Oder der Bundeskanzlerin, bei der ist das ja genauso. Oder den Ministerpräsidenten. Oder oder.
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